Schmitdgal – Der Deutsche in Kasachstan

Für Heinrich Schmidtgal ist das EM-Qualifikationsspiel in Astana am heutigen Dienstag eine ganz besondere Partie – denn er wird auf der Seite von Kasachstan spielen. Der 24-jährige von Rot-Weiß Oberhausen besitzt zwei Pässe und darf sich heute mit den Großen messen.

Normalerweise spielt Heinrich Schmidtgal in der zweiten Bundesliga gegen Vereine wie Greuther Fürth und Alemannia Aachen. Doch heute Abend darf er sich mit Podolski, Klose, Özil & Co messen – und um die EM-Qualifikation kämpfen wie die Großen auf der europäischen Fußballbühne. Wie es dazu kam?

Schmidtgal ist gebürtiger Kasache, zog allerdings 1987 im Alter von 2 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland, und wuchs in Ostwestfalen auf. Vor zwei Jahren, Schmidtgal spielte damals beim VfL Bochum, sprach Bernd Storck ihn nach dem Training an, fragte ob er Interesse hätte, für die kasachische Nationalmannschaft zu spielen. Dieser war verdutzt, schließlich hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch Storck wusste, dass er in der ehemaligen Sowjetrepublik geboren war.

 

Storck, selbst einstiger Profi beim VfL Bochum, arbeitet seit über zwei Jahren als Trainer in Kasachstan, zunächst beim FC Almaty, später als Cheftrainer der Nationalmannschaft. Er spürte unter den Spielern der Bundesliga-Klubs die Russlanddeutschen auf. Und er hatte Erfolg: Sergej Karimow vom VfL Wolfsburg, Juri Judt vom 1. FC Nürnberg und Heinrich Schmidtgal spielen heute für das neuntgrößte Land der Welt, das in Sachen Fußball allerdings noch ein Entwicklungsland ist. Mit dem 126. Platz auf der Fifa-Weltrangliste ist Kasachstan momentan keine ernstzunehmende Konkurrenz auf der internationalen Bühne.

Erst vor kurzem hörte Schmidtgal dann allerdings wieder von Storck. Vor den beiden Qualifikationsspielen gegen die Türkei und Österreich Anfang September rief Strock wieder an – doch ein Problem stellte sich noch. Der Mittelfeldspieler hatte gar keinen kasachischen Pass. Der provisorische Pass, den er auf die Schnelle ausgestellt bekam, wird im Ausland nicht anerkannt, in der Partie in Wien ließ die Fifa ihn daher noch nicht antreten.

Erst beim 0:3 im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei konnte er sein Debüt feiern – und seinen Trainer begeistern. Er war „einer meiner Besten“, sagte Storck. „Ich bin froh, dass er sich für Kasachstan entschieden hat.“ Der 24-jährige, der zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder in sein Geburtsland zurückkehrte, wird heute der einzige Deutsche in Storcks Kader sein. Karimow ist verletzt, Judt konzentriert sich auf die Bundesliga.

 

In Kasachstan freut man sich auf die Begegnung, gegen den WM-Dritten spielt man schließlich nicht jeden Tag. Die eigenen Chancen sieht man aber realistisch. Schmidtgal freut sich „richtig auf die Partie gegen Deutschland.“ Eine große Überraschung wäre es für ihn aber, sollte Deutschland nicht deutlich gewinnen. Und der Trainer weiß: „Für uns geht es nur darum zu lernen. Das ist eine wunderbare Möglichkeit für meine Spieler, sich weiterzuentwickeln. Wir bekommen Anschauungsunterricht auf höchstem Niveau.“