Nach seiner langen Verletzungspause wollte Michael Ballack pünktlich zum Rückrundenstart sein Bundesliga-Comeback feiern. Doch Trainer Heynckes machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Nach Osnabrück durfte er nicht mitfahren. Ballack zeigte sich demütig.
Eigentlich wollte der 98-malige Fußball-Nationalspieler nach seiner fünfmonatigen Verletzungspause bei seinem neuen Klub Bayer Leverkusen pünktlich zum Rückrundenstart am Freitagabend im Spitzenspiel gegen Tabellenspitzenreiter Borussia Dortmund wieder auf dem Rasen stehen, doch derzeit sieht es nicht so aus, als käme es dazu. Drei Tage nach seinem ersten Auftritt in Oberhausen ließ Trainer Jupp Heynckes den neu genesenen Ballack am Sonntag gegen Osnabrück wieder aussetzen. Statt mit der Mannschaft nach Osnabrück zu fahren, absolvierte der 34-Jährige ein 90-minütiges Training an der BayArena. Und das, obwohl er nach dem Spiel in Oberhausen erklärt hatte: „Ich will mir Fitness über Wettkampfpraxis holen.“
Erstmals seit seiner Verletzung im September 2010 war der „Capitano“ am vergangenen Donnerstag gegen Oberhausen wieder zum Einsatz gekommen und hatte eine mittelprächtige Leistung abgegeben. Nicht schlecht, aber weniger, als von einem Spieler von Ballacks Format erwartet wird. „Aber es war ein Schritt nach vorn“, zeigte Ballack sich dennoch zufrieden: „Ich muss Geduld haben“. Damit Ballack dennoch Spielpraxis bekommt, wird Leverkusen nun am 18. Januar ein Freundschaftsspiel gegen einen „hochkarätigen Zweitligisten“ austragen, gab Sportdirektor Rudi Völler bekannt. Er glaubt weiterhin daran, dass Ballack für den Klub noch wichtig sein wird. „Wir haben noch eine lange Saison, wollen in die Champions League und in der Europa Liga ganz weit kommen. Ich bin sicher, dass Michael dazu beitragen wird, dass wir unsere Ziele erreichen. Wir brauchen jeden Mann.“
Zunächst einmal wird Ballack sich aber wieder hinten anstellen müssen: „Ich kann nach so einer langen Verletzung nicht gleich große Ansprüche stellen und erwarten, dass ich sofort von Beginn an spiele. Ich muss mich erst ins Team kämpfen. Das wird bei der Konkurrenz nicht einfach für mich. Aber ich werde alles für tun.“ Ballack weiß, dass alle Augen nun auf ihn gerichtet sind, dass jeder Ballkontakt, jeder Pass daraufhin beurteilt werden wird, ob er weiterhin das Kaliber zum Weltstar und zum DFB-Kapitän hat. Klar ist, dass er sich von seiner Kapitänsbinde und der Rückkehr in die Nationalelf verabschieden kann, wenn er es nicht schafft, sich einen Stammplatz bei Bayer Leverkusen zu erkämpfen.
Das vergangene Jahr hatte Ballack körperlich und psychisch an seine Grenzen geführt. Erst musste er den FC Chelsea verlassen. Dann verletzte Kevin-Prince Boateng ihn im Pokalfinale gegen Portsmouth durch einen Tritt so schwer, dass er nicht zur WM nach Südafrika reisen konnte. Trotz der zermürbenden öffentlichen Diskussionen um sein Kapitänsamt arbeitete er hart an seinem Comeback und war pünktlich zum Saisonauftakt bei seinem neuen Klub Leverkusen wieder fit, doch im September war es bereits wieder vorbei: Bei der Bundesliga-Partie in Hannover brach er sich den Schienbeinkopf und fiel erneut für Monate aus.
„Vor allem nach der zweiten Verletzung war es mental nicht einfach, mit der Situation umzugehen“, so Ballack. „Ich hatte mich gerade zurückgekämpft, und dann kommt schon wieder so etwas. Das war hart.“ Doch Ballack hat bewiesen, dass er den Willen hat, sich zurück an die Spitze zu kämpfen. 2011 wird man wieder mit ihm rechnen müssen.