Werder ohne Gegenwehr

Nach der vernichtenden 0:6 Blamage in Stuttgart wird klar: Werder Bremen ist ein Team, dem die Defensive fehlt. Trainer Thomas Schaaf sah auf dem Rasen eine Mannschaft ohne Gegenwehr. Auf unmissverständliche Weise sagte die Niederlage selbst dem optimistischsten Werder-Anhänger: Diese Mannschaft funktioniert so nicht. Das merkt sie auch selbst. Torhüter Tim Wiese gab nach der Niederlage zu: „Ich schäme mich. Jeder sollte sich schämen.“

Dabei war Werder Bremen einmal bekannt für Offensivfußball, für herausragende Spieler und für dramatische Siege in der letzten Minute. Mehr als einmal ließen die Nordlichter ihre Gegner und Fans mit offenen Mündern stehen, wenn sie einmal wieder das Ruder in der letzten Minute herumrissen, wie im unvergessenen 5:4 gegen den damaligen Aufsteiger Hoffenheim vor zwei Jahren. Neben Bayern München waren sie die erfolgreichste deutsche Pokalmannschaft in der jüngeren Geschichte.

Doch spätestens, nachdem sie sich vom VfB so vorführen ließen, ist klar, dass es dieses Werder nicht mehr gibt. Es war die vierte Niederlage innerhalb von nur 13 Tagen und sie passt daher leider nur allzu gut in die Reihe der Leistungen in dieser Saison. Werder hat nach wie vor gute Spieler. Doch es fehlt an einer soliden Defensive.

Den Ausfall des dauerverletzten Verteidigers Naldo bekommen die Bremer Partie für Partie schmerzhaft zu spüren. 27 Gegentore in elf Spielen – diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Auf das Fehlen eines einzigen Spielers kann man das nicht mehr schieben. Ein gealterter Torsten Frings, schwächelnde Neuzugänge wie Silvestre oder Prödl – es fehlt an der Substanz.

Dabei hatte ausgerechnet Werder in den vergangenen Jahren immer ein Händchen für geschickte Transfers bewiesen. Diego als Nachfolger von Johan Micoud, Mesut Özil als sich Diegos Abschied andeutete. Nun spielt Özil bei Real Madrid – und der Plan, den Verlust des Spielmachers mit Spielern aus den eigenen Reihen aufzufangen, geht in die Hose. Aaron Hunt und Marko Marin sind talentierte Spieler, doch sie sind der Aufgabe einfach nicht gewachsen. Sportdirektor Allofs muss zugeben, diesmal die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Özils Lücke anstatt mit einem großen Neuzugang mit Hunt und Marin füllen zu wollen, war eine mutige Entscheidung. Doch leider auch eine falsche.

Im DFB-Pokal sind sie schon ausgeschieden, und in der Champions League läuft es so schlecht, dass sie als Tabellenletzter wohl nicht einmal mehr Chancen auf die Europa League haben. In der Bundesliga ist Werder im Moment Elfter und der Abstand zu einem Abstiegsplatz beträgt gerade mal vier Punkte. Die Saison droht für Werder bereits jetzt eine verlorene zu werden.